Scheiß auf Klischees, wir wollen Fahrradwege!
Die beiden Schülerinnen stehen zwischen Cafés in Pastelltönen und günstigen Döner-Buden und versuchen, mit einem Klischee zu brechen. Denn Jolanda und Tiziana sind genervt. Davon, wie ihre Stadt von außen gesehen wird: „Mich nervt, dass bei Dresden alle nur an Pegida denken“, sagt Tiziana. Sie überlegt einige Minuten lang, welches Stichwort ihr zu Dresden einfällt, und schreibt dann doch „Rassismus“ in schwarzen Buchstaben auf den weißen Zeichenkarton. Weil das Thema trotzdem wichtig ist. Zum Ausgleich schreibt ihre Freundin Jolanda „Weltoffenheit“ auf einen zweiten Karton.
Der Stadtrat müsste da mehr gegen Pegida tun. Bisher hat die Stadt das Thema immer lieber weggedrückt, deshalb hat Dresden inzwischen einen so schlechten Ruf. Dabei gibt es genauso weltoffene Dresdner.
– Jolanda (17) und Tiziana (16)
Dresden, das ist beides: Offen, wie hier in der studentischen Neustadt, wo „Refugees Welcome“-Sticker in verschiedenen Variationen auf jedem Straßenschild kleben. Und rassistisch, wie seit drei Jahren Bilder von Fackelaufmärschen und selbstgebastelten Galgen belegen sollen.
Dresden, das ist aber noch mehr als dieser Gegensatz. Es ist für junge Leute wie Jolanda und Tiziana eine vielfältige Stadt, die sie mitgestalten wollen. Wir haben junge DresdnerInnen wie sie gefragt:
Woran denkst du, wenn du an Dresden denkst?
Dresden ist für mich grün. Die Natur ist mir wichtig, auch in der Großstadt. Darum wünsche ich mir von den Politikern hier, dass sie etwas dafür tun. Aber wirklicher Wandel findet vor allem im Kleinen statt, wenn sich jeder individuell engagiert. Für die große Politik wäre ich nicht gemacht – ich bin zu harmoniebedürftig.
Ich denke bei Dresden als erstes an die Kultur hier. So was wie unsere Altstadt gibt es nicht in jeder Stadt. Mir gefallen vor allem die historischen Gebäude, ich finde es toll, was die Stadt alles wieder aufgebaut hat.
Von der Stadt wünsche ich mir bessere Fahrradwege. Die sind hier total kacke, ich kann hier kaum mit meinem Rennrad fahren. In anderen Städten geht das doch auch besser!
Ich bin erst vor Kurzem nach Dresden gezogen, weil ich angefangen habe, hier Medien und Kommunikation zu studieren. Die Uni hier ist der Hauptgrund, warum ich Dresden so mag: Für Studenten bietet sie viel, und außerdem engagieren sich die Uni-Mitarbeiter politisch. Die Unileitung ist auf jeder Demo gegen rechts dabei. Die Wissenschaftler hier wissen halt, was sie an den internationalen Studenten und Mitarbeitern haben – ohne die wäre die Forschung hier nichts.
Das Wichtigste ist Vernetzung, in jeder Hinsicht. Die Menschen hier müssen sich mehr vernetzen, wir brauchen aber auch im technischen Sinne einen Ausbau der Netzwerke. Mit besserem Internet wäre es leichter, mit anderen in Kontakt zu kommen. Selbst in Großstädten wie Dresden ist das Netz lahm, das ist schon peinlich.
Ruhe, Natur, Wandern – Dresden ist am schönsten, wenn man ein bisschen rausfährt, in die Natur.
Eine Antwort kam vor allem von den jüngeren DresdnerInnen besonders oft:
Dresden ist für mich einfach Heimat. Weil meine Eltern hier wohnen, weil ich mich hier zuhause fühle, und weil es die schönste Stadt ist.
von Bernadette Mittermeier