„Politik gehört für mich zum Leben dazu“
Total Kommunal: Zoe, wie bist du damals in die Politik gekommen?
Zoe: Ich habe in der sechsten Klasse meine Mitschüler animiert, Spenden fürs Tierheim zu sammeln. Damals haben wir knapp 1000 Euro zusammenbekommen. Das war ein riesiger Erfolg für mich.
Und wie kamst du zu den Grünen?
Als Jugendliche wollte ich eine Demo organisieren. Bei der Jugendorganisation der Grünen habe ich dafür Mitstreiter gefunden. Ich habe mich sofort wohl gefühlt und bin heute stellvertretende Fraktionsvorsitzende.
Fühlst du dich im Gemeinderat ernst genommen?
Ja, selbst von den konservativsten CDUlern. Und gerade von den Grünen fühle ich mich sehr unterstützt. Meine Kollegen verstehen, dass ich zum Beispiel in der Klausurenphase wenig Zeit habe. Sie nehmen mir dann einen Teil der Arbeit ab.
Stößt du trotzdem oft an deine Grenzen?
Als ich mit 18 in den Gemeinderat gekommen bin, habe ich mich oft überfordert gefühlt. Da waren meine Prioritäten: Arbeit und Studium. Meine Freizeit ist viel zu kurz gekommen. Jetzt blocke ich mir Zeiten für Sport oder meine Freunde. Dann wird es nur noch in der Klausurenphase schwer.
Bist du denn die einzige deiner KommilitonInnen, die sich politisch engagiert?
Ein paar Leute, die ich vom Studium kenne, sind auch bei den Grünen. Ich denke, man sucht sich immer Freunde, die sich für die gleichen Themen interessieren. Ich rede auch gerne über Politik in meiner Freizeit. Es ist eben kein öder Nebenjob, sondern etwas, das mich wirklich erfüllt.
Was begeistert dich an Kommunalpolitik?
Wenn Politiker auf Bundes- oder Landesebene Gesetze beschließen, bekommt man erst nach ein, zwei Jahren vielleicht mit, dass etwas passiert ist. In der Kommunalpolitik merke ich gleich, was ich mache. Wir beschließen zum Beispiel, dass das Geld in dieses oder jenes Bauprojekt fließen soll. Und dann wird das meist gleich gebaut. Ich laufe dann durch die Stadt und weiß: Für das Projekt habe ich mich eingesetzt.
Zum Beispiel?
Vor ein paar Jahren wollten die großen Parteien hier eine Elefantenzucht im Zoo einrichten. Aber die Babys – auch wenn sie süß sind – kannst du in der Regel nicht gebrauchen. Ich denke, dass kaum ein Zoodirektor mehr nach ausgewachsenen Elefanten fragt.
Und wenn man nicht weiß, was mit ihnen gemacht werden soll, dann kann man sich den Rest denken. Deswegen haben wir uns gegen die Zucht und für ein Altersheim für ausrangierte Zirkuselefanten eingesetzt. So ein Tierschutzprojekt haben wir jetzt.
Willst du nach deinem Studium in der Kommunalpolitik bleiben?
Nein, ich plane erst mal, meine Doktorarbeit zum Thema energetische Gebäudesanierung zu schreiben. Zu planen, fest in die Politik zu gehen, ist der schlechteste Plan, den man für sein privates Leben fassen kann. Die Wahlstimmung ist zur Zeit sehr wechselhaft. Aktuell kommen die Grünen in den Umfragen auf Werte um die 20 Prozent. Das kann sich wieder ändern. Ich denke aber, dass ich mich immer ehrenamtlich politisch engagieren werde. Weil Politik zu meinem Leben dazugehört.
Wo siehst du Politik vor deiner Haustür?
von Lisbeth Schröder